Es geht voran mit dem Aufbau des Batteriezellwerks ACC auf dem Opel-Gelände.

Gundula Zilm
07.12.2022
Dieser Artikel wurde ursprünglich im Magazin Rheinpfalz veröffentlicht. Hier finden Sie ihn online.
Es geht voran mit dem Aufbau des Batteriezellwerks ACC auf dem Opel-Gelände. Ambitioniert geplant, liege man in der Zeit, verkündete der Chef des ACC-Konzerns aus Frankreich bei seinem Besuch in Kaiserslautern. Doch es gibt auch noch einige Erschwernisse zu meistern.
Während in den Räumen der ACC (Automotive Cells Company) im angemieteten Korridor bei Opel hinter dem Werkstor alles ruhig geschäftig zugeht, rumpelt es nebenan gewaltig. Die nicht mehr genutzte Opel-Werkshalle wird derzeit abgerissen.
Im Jahr 2025 soll die Produktion von Autobatteriezellen auf dem Lauterer Opel-Gelände anlaufen. Bis 2030 sollen dann insgesamt drei Blöcke stehen, in denen Batteriezellen mit einer Kapazität von jährlich 40 Gigawattstunden gebaut werden sollen; damit kann man laut Peter Winternheimer, der den deutschen ACC-Standort aufbaut und leitet, rund 500.000 bis 800.000 Fahrzeuge ausstatten.
Ende 2018 war Jean-Baptiste Pernot, als COO (Chief Operating Officer) für das operative Geschäft von ACC zuständig, das erste und bisher einzige Mal in Kaiserslautern, „noch bevor ACC entstanden war“, nun wollte er sich den Fortschritt anschauen. Neben dem Lauterer Werk kümmert er sich auch um den Aufbau des Werks in Nordfrankreich, das 2024 an den Start gehen soll, und um jenes in Mittelitalien mit geplanter Produktion ab Ende 2025, Anfang 2026. Anteilseigner von ACC sind zu je einem Drittel der Opel-Mutterkonzern Stellantis, Mercedes und die TotalEnergies-Tochter Saft.
Personalsuche wird noch herausfordernd werden
Eine der größeren Herausforderungen in allen drei Ländern ist die Akquise von ausgebildetem Personal, bestätigt Pernot. In den vergangenen Wochen ist der Stamm in Kaiserslautern auf gerade mal 20 gewachsen, zum Start 2025 sollen es rund 700 sein und 2030 schließlich 2000, lautet der Plan. „Noch bekommen wir gute Bewerbungen, aber bei größerer Zahl wird es immer schwieriger werden“, prognostiziert Winternheimer. Sowohl vom Arbeitsministerium als auch der Agentur für Arbeit bekomme ACC dabei Unterstützung. 436 Millionen Euro Förderung von Land und Bund sind für den Aufbau eh zugesichert.
Im ersten Schritt würden rund 500 Facharbeiter benötigt und an die 200 Ingenieure. „Wir werden nicht nur Leute anstellen sowie auch von Stellantis übernehmen, sondern auch selbst ausbilden“, erläutert der COO. Dazu würden die jungen Leute auch zeitweise nach Frankreich geschickt, in das Pilotwerk oder den ersten Produktionsstandort, auch eine eigene Ausbildungswerkstatt soll entstehen.
Die Produktion von Batteriezellen ist in Europa noch so jung, dass „auch ein ganz neuer Ausbildungsberuf geschaffen werden könnte“, schließt Winternheimer nicht aus. Asien dagegen ist den Europäern bei der Batterieherstellung weit voraus, rund 85 Prozent stammen von dort; ein Hauptziel von ACC ist, sich von dieser Abhängigkeit zu befreien. „Wir wollen jedoch nicht die asiatischen Produkte kopieren, sondern sie verbessern“, sagt Pernot. „Denn nur wenn wir besser sind, können wir wettbewerbsfähig sein.“
Umweltfreundlich und Blick auf Arbeitsbedingungen
Abheben von Asien könne und wolle sich ACC auch bei den Produktionsbedingungen und der Umweltverträglichkeit. „Wir legen beispielsweise mehr Augenmerk auf Sicherheit“, sagt Pernot, „und schon beim Abbau der Rohstoffe möchten wir gute Arbeitsbedingungen“, spricht er ein oft kritisiertes Feld bei der Batterieherstellung ab. Der CO2-Fußabdruck insgesamt soll deutlich kleiner als oft in Asien sein.
Durch die derzeitige Energiekrise ist ACC ohnehin gezwungen, den Verbrauch von Energie so gering wie möglich zu halten oder sie aus erneuerbaren Quellen zu gewinnen. Denn „die Batteriezellherstellung ist viel energieintensiver als die Autoproduktion“, betont Pernot. Eine gerade geschlossene Partnerschaft mit Siemens soll die Energieeffizienz verbessern helfen; auch mit einem Fraunhofer-Institut und etlichen weiteren – auch asiatischen – Partnern kooperiere ACC.
Der Anteil von Gas werde zunehmend gesenkt; als Energiequellen wolle man die ganze Palette von Wind und Solar über Geothermie bis Biomasse nutzen. „Wenn der Strompreis so hoch bleibt, ist dies eine Gefahr für die Investition!“, verhehlt Pernot nicht. Denn nicht nur bei der Produktion steigen die Kosten, auch beim Abnehmer könne sich dies mit Zurückhaltung auswirken.
Ein weiterer Stolperstein ist das im August von US-Präsident Joe Biden unterzeichnete milliardenschwere Subventionsprogramm zur Inflationsreduktion, mit dem die USA einheimische nachhaltige Technologien fördert – und das europäischen Herstellern das Leben schwerer macht. „Wir können den USA nicht anlasten, dass sie die eigene Wirtschaft unterstützen“, gibt sich Pernot diplomatisch, „aber es kann zu unfairem Wettbewerb führen.“ Entweder müsse eine Übereinkunft zwischen den USA und Europa gefunden werden, „oder Europa macht dasselbe“, lautet seine nüchterne Schlussfolgerung.

Jean-Baptiste Pernot, COO von ACC.